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Veröffentlicht am:

02.05.2025
Miteinander

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Eine Begegnung auf Augenhöhe – Rechte für die Natur

Was bedeutet das eigentlich und woher kommt die Bewegung der Rechte für die Natur?

Zwei Frauen laufen entlang einer Schotterbank zwischen Wasser und Felsen.

Was wäre, wenn die Natur – oder Ökosysteme wie Flüsse, Wälder oder ganze Ozeane – eigene Rechte hätten?

Ein Recht auf Existenz. Ein Recht auf Unversehrtheit. Ein Recht auf Schutz der Vielfalt. Mit genau diesen Fragen beschäftigt sich die Bewegung rund um die “Rechte der Natur”. Aber wieso und wie soll das überhaupt funktionieren?

Wir leben in einer Welt in der Stiftungen, GmbHs oder Vereine “Rechtspersonen” sein können und als solche vor Gericht vertreten werden. Wäre es nicht fair all dem, das wir zum Leben benötigen, auch solche Rechte einzuräumen? Wenn wir der Natur eigene Rechte zusprechen – sie also als juristische Person anerkennen – dann kann sich z.B. auch ein Fluss vor Gericht verteidigen oder klagen, wenn seine eigenen Rechte verletzt werden.

Prinzipien und Ursprung

Grundlage der “Rechte der Natur” ist die Anerkennung der Würde und des Eigenwertes der Natur. Dies haben alle Bewegungen, egal wie sie schlussendlich ausgestaltet werden, gemeinsam. Durch diesen Schritt sollen ökologische, soziale und rechtliche Ungleichheiten ausbalanciert werden.

Das klingt ja neu. Tatsächlich ist es das aber gar nicht nicht. Erstmals erlangte das Thema breite Aufmerksamkeit in den USA der 70er-Jahre durch den Text “Should trees have standing?”, also auf Deutsch „Sollten Bäume klagen können?“, von Christopher Stone. Dieser Artikel wurde in Bezug auf einen Rechtsstreit zwischen dem Disney-Konzern, der in einem unerschlossenen Tal ein Skiresort bauen wollte, und der Naturschutzorganisation „Sierra Club“ veröffentlicht. Der Sierra Club klagte Disney, da mit dem Bau des Skigebietes Schäden an der Natur entstehen würden, die man nicht wieder rückgängig machen könnte. Die Klage wurde abgewiesen, da die Naturschutzorganisation nicht in ihren eigenen Rechten verletzt worden sei. So gelang es mit dem Text also die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken: Sollte die Natur klagen können?

Tatsächlich, wurde die Diskussion so groß und die Idee fand so viel Zuspruch, dass Disney – auch ganz ohne Klage – das Gebiet bis heute nicht erschlossen hat.

Allerdings hat Christopher Stone hier nicht etwas komplett Neues erfunden, sondern tatsächlich etwas sehr Altes aufgegriffen. Das indigene Verständnis von “buen vivir” – also ein Leben im Einklang mit der Gemeinschaft, der Natur und sich selbst – ist nicht nur ein jahrhunderte altes Konzept, sondern z.B. in Ecuador oder Bolivien mittlerweile auch Rechtspraxis. Bereits 2008 wurden in Ecuador die Rechte der Natur in der Verfassung festgeschrieben.

 

Bild enthält Text:

Who's next?

Beinahe täglich kann man nun in den Nachrichten verfolgen, wo die Natur endlich eigene Rechte erlangt hat. Weltweit ist eine Trendwende zu bemerken und auch in Europa gibt es eine breite Bewegung, die sich dafür einsetzt. Während das Mar Menor in Spanien das bisher erste Ökosystem ist, das eine juristische Person wurde, setzen sich zahlreiche Bürger:inneninitiativen dafür ein, das sich etwas bewegt: in Frankreich wurde die Seine zur Ehrenbürgerin der Stadt Paris; in Polen fragt man sich „ist die Oder eine Person?“ und in Bayern gibt es ein Volksbegehren, das die Rechte der Natur in der Verfassung fordert. Es tut sich also was!

Wir werden immer wieder in unserem Blog berichten und einige Beispiele vorstellen!

Das Bild zeigt einen Wasserfall umrahmt von zwei Bäumen.